Die ersten 100 Tage des französischen Präsidenten Francois Hollande

(VOVworld) - Liebe Zuhörer, der Mittwoch markiert die ersten 100 Tage seit dem Amtsantritt des französischen Präsidenten Francois Hollande. Er ist der erste Präsident der Sozialistischen Partei, nachdem Frankreich für 17 Jahre unter der Macht der rechten Partei gestanden ist. Trotz des historischen Sieges konnte Hollande aber in den vergangenen 100 Tagen angesichts der Krise des Landes und der großen Erwartung der Bürger keine entspannten Tage verbringen. 


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Präsident Francois Hollande. (Foto: Internet)

 

 
In den vergangenen drei Monaten hat Präsident Francois Hollande gemeinsam mit seiner neuen Regierung etliche seiner Wahlversprechen in der Politik umgesetzt. Als erste Amtshandlung hat er die Gehälter des Präsidenten und des Premierministers um 30 Prozent gekürzt. Auch die Bezüge von Managern staatlicher Firmen hat er deutlich beschnitten. Gleichzeitig hat er, zumindest teilweise, die Rente ab 60 für Erwerbstätige mit langer Beitragslaufzeit wiedereingeführt und eine bereits beschlossene Erhöhung der Mehrwertsteuer gestoppt. Außerdem kündigte er den Rückzug der französischen Truppen aus Afghanistan, die Einstellung von 1000 Lehrern zu Beginn des neuen Schuljahres sowie die Erhöhung des Mindestlohns um zwei Prozent an.

Die Bemühungen von Hollande und seiner neuen Regierung werden von vielen Bürgern geschätzt. Trotz einiger durchaus populärer Maßnahmen hält sich die Begeisterung für den neuen Präsidenten aber bislang in Grenzen. Die bisher größte Enttäuschung waren die umfangreichen Entlassungen in zahlreichen großen Konzernen in Frankreich. Beispielsweise hatte der Autobauer Peugeot Citroen die Streichung von 8000 Arbeitsplätzen und die Schließung der Fabrik in Aulnay-sous-Bois bei Paris angekündigt. Auch der Telekom-Ausstatter Alcatel-Lucent will weltweit 5000 Stellen streichen, ebenso die Fluggesellschaft Air France. Außerdem steht die Regierung der Sozialistischen Partei wegen der wachsenden Unruhen in einigen Orten in Frankreich in der Kritik der Öffentlichkeit.  

Beobachtern zufolge hat die politische Karriere von Hollande gerade erst begonnen. In Zukunft dürften ihn noch zahlreiche Schwierigkeiten erwarten, denn er und seine neue Regierung haben noch viele Aufgaben vor sich. In den kommenden drei Monaten soll die Steigerung des Ölpreises gestoppt und die 75-Prozent-Steuer auf Einkünfte über eine Million Euro durchgesetzt werden. Darüber hinaus muss der französische Präsident sich darauf konzentrieren, mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die Sicherheitslage zu verbessern. Nach schweren Ausschreitungen im französischen Amiens, bei denen 16 Polizisten verletzt wurden, hat die rechte Opposition die schwache Sicherheitspolitik der neuen Regierung kritisiert. Große Herausforderungen bestehen für den Präsidenten auch darin, neben dem Ansehen eines integren Präsidenten seine Verwaltungsfähigkeit stärker unter Beweis zu stellen. Er muss zudem das Ansehen Frankreichs in der europäischen Union stärken sowie sich im Verhältnis zu Deutschland, das in der Finanzkrise eine sichere Position hat, stärker positionieren. Ob Frankreich diese Krise bewältigen und Hollande all seine Verprechen realisieren können, kann nach 100 Tagen noch nicht gesagt werden. Das wird auch von der Fähigkeit des neuen französischen Präsidenten, sein Land zu regieren, abhängen.  

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