G20-Gipfel: Ein unvollständiger Erfolg

(VOVWORLD) - Auf dem zweitägigen Gipfel der Gruppe der weltweit wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) im brasilianischen Rio de Janeiro sind große Fortschritte zur Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt anerkannt worden. Jedoch wurden große Durchbrüche über Klimafinanzierung und Energiewende nicht wie erwartet gefördert. Außerdem gab es dabei geopolitische Spaltungen. 

Unter dem Motto „Eine gerechte Welt und einen nachhaltigen Planeten aufbauen“ hat sich der G20-Gipfel in diesem Jahr auf die Fragen konzentriert, für die sich die Entwicklungsländer, die südliche Staaten genannt werden, interessieren. Es ging um die Bekämpfung von Hunger und Armut, Reform des globalen Managements, Gerechtigkeit in der Klimafinanzierung und die Energiewende

Prioritäten von Global South

Der größte Erfolg des G20-Gipfels in diesem Jahr lag in der Gründung der Globalen Allianz gegen Hunger und Armut. Das war eine Initiative des Geberlandes Brasilien, die von 81 Nationen und globalen Institutionen unterstützt wurde. Die Gründung der Allianz galt als ein wichtiger Meilenstein in der Beschleunigung des Armutsminderungstempos weltweit bis 2030. Dazu der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva:

„Wir haben uns als brasilianische G20-Präsidentschaft die Gründung einer Globalen Allianz gegen Hunger und Armut zum zentralen Ziel gesetzt. Das wird unser größtes Vermächtnis sein. Es geht nicht nur darum, Gerechtigkeit zu schaffen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau einer wohlhabenderen und friedlicheren Welt.“

Brasilien hat außerdem den Klimawandel auf die Tagesordnung gesetzt und sich verpflichtet, die globale Kapazität für erneuerbare Energien bis 2030 zu verdreifachen und ein erstes multilaterales Dokument zur Bioökonomie zu verabschieden. Außerdem hat Brasilien einen Fahrplan für multilaterale Entwicklungsbanken gegeben und den afrikanischen Ländern eine Stimme bei Schuldenverhandlungen geholfen. Bemerkenswert hat das Gastgeberland gemeinsam mit einigen G20-Mitgliedsländern wie China und Südafrika zum ersten Mal die Besteuerung von Superreichen vorgeschlagen. Dies könnte wahrscheinlich eine der Hauptprioritäten beim G20-Gipfel im nächsten Jahr in Südafrika sein, betonte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva weiter:

„Die internationale Zusammenarbeit bei Steuern ist für die Verringerung der Ungleichheit von großer Bedeutung. Die Studien der G20-Finanzgruppen zeigen, dass durch eine globale Besteuerung von Milliardenvermögen mit zwei Prozent jährlich 250 Milliarden US-Dollar eingenommen werden könnten. Mit diesem Geld könnten die sozialen und ökologischen Herausforderungen in der Gegenwart bewältigt werden.“

Es fehlt an großen Verpflichtungen über Klima und Energie

Man erwartet, dass der G20-Gipfel in Rio de Janeiro stärkere und klarere Verpflichtung über Klimafinanzierung oder einen Fahrplan zur völligen Abschaffung von fossilen Brennstoffen geben würde. Jedoch geht es in der Abschlusserklärung lediglich darum, dass die notwendige Finanzierung aus „allen Ressourcen“ stammen würde. Es gibt aber keine Angaben darüber, woher sie kommen und wie sie verteilt werden sollen. 

Laut UN-Generalsekretär Antonio Guterres ist es bedauerlich, dass es bei der G20 an konsequenten Aktionen fehlt, weil die G20 für 80 Prozent der gesamten Emissionen verantwortlich ist. Das Zögern der G20 werde den Kampf gegen den Klimawandel zunehmend erschweren, warnt der UN-Generalsekretär:

„Ich fordere die Staats- und Regierungschefs der G20 auf, ihre Minister und Verhandlungsführer anzuordnen, in diesem Jahr ein neues und ehrgeizigeres Klimafinanzierungsziel anzustreben. Ein Scheitern ist keine Option, weil es die Ambitionen der Länder bei der Vorbereitung auf neue nationale Klimaschutzpläne beeinträchtigen könnte.“

Bei den beiden Konflikten in der Ukraine und im Gazastreifen gibt es die größten Gräben zwischen den Staaten der G20. Wie bei den G20-Gipfeln in Indonesien im Jahr 2022 und in Indien im Jahr 2023 haben die G20-Staaten über diese beiden Konflikte heftig debattiert. Damals mussten sie Kompromisse akzeptieren, um eine Abschlusserklärung abgeben zu können.

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