(VOVWORLD) - Das Chaos auf den globalen Handels- und Finanzmärkten wegen der neuen US-Zollpolitik in den vergangenen Tagen hat ein Fragezeichen über die Rolle der Welthandelsorganisation (WTO) gestellt. Dies gilt besonders zu diesem Zeitpunkt, wenn diese Organisation in diesem Jahr ihren 30. Gründungstag feiert.
Das WTO-Gebäude im schweizerischen Genf. (Foto: Getty Images/VNA) |
Zum Auftakt der zweitägigen Sitzung des Rates für den Handel mit Waren der WTO im schweizerischen Genf haben die Vertreter der Delegationen aus China, der Europäischen Union, der Schweiz, Kanada und Brasilien an die Stärkung der Rolle der WTO appelliert, im Kontext, dass die multilateralen Handelsmechanismen derzeit vor Gefahr stehen, demoliert zu werden.
Fragezeichen für TWO
Der Appell der WTO-Mitgliedsstaaten wurde zu einem Zeitpunkt abgegeben, als sich der globale Handel in einer der schlimmsten Krisen seit vielen Jahrzehnten befindet. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump am 2. April Gegenzölle auf 180 Handelspartner weltweit erhoben.
Die Entscheidung der USA hat zu einem einwöchigen Chaos auf dem globalen Finanzmarkt geführt und die Welt an die Rande eines umfassenden Handelskonflikts gestoßen, als China, die EU und Kanada Gegenmaßnahmen ergriffen haben. Obwohl die USA vor kurzem die 90-tägige Zollpause für Verhandlungen mit betroffenen Ländern angekündigt haben, könnten die Handelskonflikte zu einer höchstwahrscheinlichen globalen Wirtschaftsrezession führen.
Angesichts der Handelsinstabilität und der derzeitigen Krisen sei es notwendig, die Stärke der WTO aufrechtzuerhalten, sagt der ehemalige Präsident der EU-Kommission Jose Manuel Barroso:
„Heute brauchen wir keine Handelskriege. Wir sollten die Zusammenarbeit der Großmächte stärken, um nicht nur den Handel zu erweitern, sondern auch den globalen Wohlstand zu fördern. Die WTO wurde gegründet, um eine offene, vorhersehbare und regelbasierte Wirtschaft zu unterstützen.“
Chance in Herausforderungen
Laut der WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala unterstreichen die Turbulenzen derzeit die Werte der WTO als eine Säule für globale Handelsdialoge und –kooperation basierend auf fairen und transparenten Regeln, nach denen die WTO-Mitgliedsländer momentan suchen. Jedoch hat sie eingeräumt, dass die USA und viele Länder vernünftige Besorgnis über die WTO und das multilaterale Handelssystem geäußert hätten. In diesem Kontext sollte die WTO eine Rolle als der zuverlässigste Vermittler bei der Lösung der Meinungsverschiedenheiten der Volkswirtschaften spielen. Zugleich sollte sich diese Organisation selbst reformieren, fügte die WTO-Generaldirektorin hinzu:
„Wir können wahrscheinlich die Sorgen nutzen, um das System zu verbessern. Das ist eine wunderbare Chance für die Mitgliedstaaten, zusammenzuarbeiten, um 74 Prozent vom globalen Warenhandel zu schützen, der derzeit unter dem Meistbegünstigungsprinzip (MFN) verhandelt wird.“
Der saudi-arabische Botschafter bei der WTO, Saqer Abdullah Almogbel, betonte die Entschlossenheit, Chancen in Herausforderungen umzuwandeln. Ihm zufolge führen die WTO und die Mitgliedsländer derzeit ernsthafte Diskussionen. Ziel sei es, neue Mechanismen aufzubauen, mit denen die WTO zu einer mächtigeren Organisation bei der Förderung eines regelbasierten globalen Freihandels werden sollte:
„In dieser Woche führen wir Konsultationen mit Delegationen, um den WTO-Mitgliedsstaaten dabei zu helfen, beste Lösungen für die aktuellen Geschehnisse herauszufinden. Wir befinden uns an einem entscheidenden Zeitpunkt, wenn die Mitgliedsländer einen von zwei Wegen wählen müssen. Demnach können sie entweder auf die Interessen verzichten, die die WTO dem globalen Wohlstand bringt, oder den Aufbau dieser Organisation fortsetzen, um die Welt besser zu machen.“
Nach Angaben der WTO hat diese Organisation vor dem eskalierten Handelsstreit zwischen den USA und China etwa 80 Prozent des Welthandels koordiniert. Diese Zahl ist mittlerweile auf etwa 75 Prozent gesunken. Dies zeigt, dass die WTO rasch handeln sollte, um mögliche schlechtere Szenarien zu verhindern. Falls die Weltwirtschaft in zwei Gegenblöcke gespalten werde, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt langfristig um fast sieben Prozent gesunken werden.