Das Seidendorf Tan Chau

(VOVWORLD) - Die Kleinstadt Tan Chau in der Provinz An Giang gilt als Seidenhochburg. Hier wird die Lanh My A-Seide - die beste Seide in Vietnam – hergestellt. Die Lanh My A-Seide hat dem Seidendorf den Markennamen gegeben. 
Das Seidendorf Tan Chau  - ảnh 1Der Ausstellungsraum der Produkte des Seidendorfes Tan Chau. (Foto: baoangiang.com.vn)

In den 1920er Jahren beschäftigten sich die meisten Bewohner im Dorf Long Hung, dem heutigen Wohnviertel Long Chau in der Kleinstadt Tan Chau, mit dem Anbau von Maulbeeren, der Seidenraupenaufzucht und der Seidenweberei. Bis 1940 war Tan Chau das größte Seidenzentrum im Mekong-Delta. Damals konnte man frühmorgens bis nachts die Geräusche der Webstühle hören. Überall wurde Lanh-My-A-Seide getrocknet. Bis 1960 wurde die Seide aus Tan Chau nicht nur auf dem Binnenmarkt verkauft, sondern auch nach Thailand, Laos und Kambodscha exportiert. In der Blütezeit gab es in Tan Chau bis zu 60 Webereiwerkstätten. Jedes Jahr wurden bis zu 6000 Tonnen Seidenfaden verbraucht.  

Die Einzigartigkeit der Lanh-My-A-Seide liegt darin, dass sie aus hochwertigsten Seidenfäden hergestellt wird und viele aufwendige Verarbeitungsschritte durchläuft. Die tiefschwarze Farbe wird aus den Früchten von Diospyros mollis gewonnen. Die Handwerker des Dorfes berichten, dass Diospyros mollis ein Baum mit dünnen Blättern und Früchten ist, die wie Longan aussehen. Ein Diospyros mollis müsse fünf Jahre lang wachsen, bevor er zum ersten Mal geerntet werden könne. Dazu sagt Le Thi Kieu Hanh aus der Textilfärberei Lanh My A Hong Ngoc in der Kleinstadt Tan Chau:

„Die Frucht von Diospyros mollis wird gemahlen, um die Seide zu färben, und nur so kann Lanh-My-A-Seide entstehen. Heutzutage ist diese Frucht jedoch sehr selten und nur noch in geringen Mengen vorhanden, sodass es nicht mehr ausreicht, um genug Lanh-My-A-Seide zu färben“

Die Frucht von Diospyros mollis wird zu Pulver gemahlen und mit Wasser vermischt. Dann taucht der Färber die langen Seidenstoffe in diese Mischung. Dazu sagt Le Thi Kieu Hanh.

„Die Mischung von Wasser und der Frucht von Diospyros mollis ist zuerst gelb und dann schwarz. Nach etwa sechs Wochen ist die Mischung völlig schwarz geworden.“

Für jede 21 Meter lange Seidenbahn werden etwa 90 kg Früchte benötigt. Der Färbeprozess gilt als einer der wichtigsten und aufwändigsten Schritte, da die Seide oft hunderte Male in das Färbewasser getaucht werden muss, bevor sie zum Trocknen ausgelegt wird. Der gesamte Prozess dauert etwa 40 bis 45 Tage. Um einen glänzend schwarzen Lanh-My-A-Seidenstoff zu erhalten, sind zudem noch weitere Phasen wie das Appretieren und das Spülen erforderlich. Dazu sagt Nguyen Huu Tri aus dem Betrieb Lanh My An in Tan Chau:

„Nach zehn oder zwölf Tagen Färben wird die Seide gespült. Ungefähr nach zehn Tagen erfolgt die zweite Färbung. Danach wird die Seide noch viele weitere Male gefärbt, wobei die Abstände zwischen den Färbegängen immer kürzer werden.“

Das Besondere der Lanh-My-A-Seide ist ihre Weichheit, Langlebigkeit und hohe Feuchtigkeitsaufnahme. Kleidungsstücke aus dieser Seide bieten dem Träger ein angenehmes, kühles Gefühl im Sommer und Wärme im Winter. Da die Herstellung viel Zeit und Mühe erfordert, ist der Preis dieser Seide ziemlich hoch. In den 1960er Jahren war die traditionelle Seidenweberei etwas verfallen. Die Diospyros mollis wurden nach und nach gefällt, und die Fläche für den Maulbeeranbau nahm ab. Um die traditionelle Seidenweberei der Kleinstadt Tan Chau zu erhalten und weiterzuentwickeln, erkannte das Volkskomitee der Provinz An Giang das Seidendorf Tan Chau im Jahr 2006 als traditionelles Handwerksdorf an. Heutzutage ist die Seidenweberei dank des Einsatzes der Maschinen in vielen Arbeitsschritten deutlich weniger mühsam als früher.

Mehr zum Thema

Feedback

Weiteres