Ein Jahr Nahost-Konflikt: das Worst-Case-Szenario

(VOVWORLD) - Ein Jahr nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen hat dieser nicht nur verheerende Auswirkungen auf alle Seiten verursacht, sondern auch sich im ganzen Nahen Osten verbreitet. 
Ein Jahr Nahost-Konflikt: das Worst-Case-Szenario - ảnh 1Symbolfoto. (VNA)

Am 7. Oktober vergangenen Jahres hat die Hamas zahlreiche Ziele im Süden Israels angegriffen und über 1100 israelische Soldaten und Zivilisten getötet. Sie hat außerdem mehr als 250 Geiseln genommen. Zur Vergeltung hat Israel eine Offensive auf den Gazastreifen gestartet. Damit eskaliert die Gewalt im Nahen Osten weiter.

Verheerende Folgen

Am Sonntag hat die UNO ein Jahr nach dem Beginn des Konfliktes eine Statistik veröffentlicht, nach der der Konflikt das Leben von fast 42.000 palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen gekostet hat, am meisten Frauen und Kinder. Knapp 100.000 weitere wurden verletzt. Fast die ganze Bevölkerung von 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen musste aus ihren Häusern fliehen. Etwa 80 Prozent der Infrastruktur im Gazastreifen wurden zerstört. Zugleich behindern Kämpfe den Transport von Hilfsgütern, womit Millionen Einwohnern im Gazastreifen eine Hungersnot droht. 

Auch das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen sind der Meinung, dass die humanitäre Krise im Gazastreifen inakzeptabel sei. Weil nicht nur die Todeszahl der Zivilisten zu groß sei, sondern auch das Völkerrecht und das humanitäre Völkerrecht ignoriert würden. In seiner Botschaft ein Jahr nach dem Beginn des Konfliktes forderte UN-Generalsekretär Antonio Guterres von allen Seiten den sofortigen Stopp des Konfliktes.

„Der Krieg brach gleich nach dem verheerenden Angriff vor genau einem Jahr aus und verursachte Schmerzen für Palästinenser im Gazastreifen und nun auch für Libanesen. Nun müssen die Geiseln befreit und Kämpfe gestoppt werden. Das ist die Zeit für Frieden, Völkerrecht und internationale Gerechtigkeit.“

Auch Israel stößt auf Schwierigkeiten. 1200 Tote und fast 10.000 Verletzte innerhalb von einem Jahr sowie wirtschaftliche Schäden sind die Verluste Israels. Nach Schätzungen der israelischen Zentralbank wird der Krieg das Land 66 Milliarden US-Dollar kosten, falls er bis Ende des nächsten Jahres dauert. Der Weltwährungsfonds hat im September das Wirtschaftswachstum Israels nach unten auf 1 bis 1,9 Prozent korrigiert. 

Verbreiteter Konflikt

Die Auswirkungen des Konfliktes haben die Grenze vom Gazastreifen überschritten und nähern sich dem Worst-Case-Szenario, dass der Konflikt im Gazastreifen einen gesamten Krieg im Nahen Osten verursachen könnte. Der Konflikt hat sich im Libanon ausgebreitet. Seit zwei Wochen müssen etwa eine Million Libanesen ihre Häuser verlassen. Noch schlimmer ist es, dass sich Israel und der Iran derzeit einem umfangreichen Konflikt nähern. Beide Länder haben Luftangriffe gegeneinander geflogen und könnten mehrere Länder in einen umfassenden Krieg verwickeln.

Karima Laachir, die Direktorin des Zentrums für Arabistik und Islamwissenschaft der Australian National University, ist der Meinung, dass die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten die Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft, besonders der UNO, zeige. 

„Ich denke, dass die Spitzenpolitiker verstehen sollten, dass sie den Weg für Frieden und Sicherheit nicht mit Bomben und Munitionen ebnen können. Man kann nicht über die Sicherheit Israels allein besprechen, falls man die Sicherheit der Nachbarländer wie Jordaniens, Ägyptens und des Libanons ignoriert, besonders falls die Palästinenser nicht befreit werden.“

Eine diplomatische Lösung mit einer Waffenruhe und der Freilassung der Geiseln im Gazastreifen könne der einzige Weg sein, um das Worst-Case-Szenario des Konfliktes zu vermeiden.

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